Nun kam der Samstag Nachmittag Ende September, mir ging es ziemlich schlecht, mein Magen und Darm fuhren Karussell…wollte eigentlich schon alles absagen, aber die Neugier nach diesem Stütchen ist mit der Zeit so gewachsen, das wir also nun die Fahrt antraten.
In Dorsten bei diesem Händler angekommen, gingen wir auf dessen Hof um uns nach der Stute zu erkundigen. Fragende Blicke kamen uns entgegen „welches Pferd sucht Ihr?“ und schließlich der Hinweis das sie auf irgendeiner der nahe gelegenen Weiden wäre, aber so genau wusste keiner auf welcher Weide, wir könnten einfach drauf gehen, sie würde schon nichts machen.
Wir schauten uns an und mehr als Verwunderung konnten Silke und ich uns nicht schenken. Na ja, dann wieder ab ins Auto und auf zur Erkundungsfahrt. Schnell entdeckten wir dieses Häufchen Elend mit noch drei anderen Pferdekindern auf einer großen Weide stehen….
Eine Weile hielt ich es aus, sie vom Zaun aus zu streicheln und anzusehen, aber dann wurde das Verlangen sie einmal richtig anfassen zu können, so groß, dass ich über das Gatter kletterte (wurde mir ja zuvor erlaubt) und nun also bei Ihr war.
Es war ein Gefühl…..unbeschreiblicher Art.
Schnell war klar, der Weg hatte sich gelohnt und ich war verliebt in ein zerzaustes kleines Wesen, was völlig herunter gekommen war.
Ihre wunderschönen Augen und ihr liebes Wesen haben mich so sehr beeindruckt, das ich wusste, dass wir uns wieder sehen werden.
Den ganzen Heimweg über, wäre ich gerne wieder umgekehrt, um nochmals bei ihr sein zu können.
Es verging eine quälende Woche, in der ich immer wieder mein Herz auf der einen und meinen Verstand auf der anderen Seite sah…einerseits war ich auf seltsame Art und Weise beeindruckt von ihr und anders herum habe ich mich gefragt, was soll ich mit einem 3jährigen Pferd?
Wollte ich das wirklich?
JA, ICH WILL...das war meine Entscheidung, aber ich brauchte noch ein „fachfräuliches“ Urteil.
Also packte ich 8 Tage später, meine liebe Freundin Heike und ihre kleine Tochter Lena ein und wir fuhren erneut die 45km nach Dorsten.
Den Weg auf den Hof wollte ich mir sparen, also fuhren wir gleich zu der Wiese…..mit größtem Schrecken mussten wir feststellen, das die Wiese leer war.
In diesem Moment, habe ich meinen kleinen Traum, vom eigenen Pferd nach 20 Jahren, zerplatzen sehen.
Konnte es wirklich sein, das sie mir jemand vor der Nase weggeschnappt hat?
Also, wieder zum Händler auf den Hof, er kannte mich ja bereits und war auch äußerst nett zu mir, scheinbar sah er mich als erste Interessentin seit knapp 2 Jahren für dieses Pferd. Er gab uns dann wieder das ok und erklärte uns, dass die Pferde auf einer neuen Wiese stehen.
Puh, noch mal Glück gehabt.
Es schüttete wie aus Kübeln, aber auch das hielt uns nicht davon ab, das Heike einmal schauen sollte, was ich mir da für ein Pferdchen ausgesucht hatte. Da keinerlei Ausbildung bestand, war es nur der Körperbau und der erste Eindruck, den Heike einmal checken sollte.
Das Ergebnis: „Nimm sie, Jessica, wenn der TÜV ok ist.“
Wir machten uns auf und zurück zum Hof um sie für mich „zureservieren“, das heißt ich habe sie per Handschlag in der ersten Oktoberwoche 2006 reserviert und ihm versichert, dass ich wieder komme.
Wir fuhren heim und hier noch mal ein ganz großes Danke an meine liebe Heike.
Nu musste eine Unterkunft her, dank Heike ging das ganz fix, denn sie reservierte mir eine Box an dem Stall wo sie regelmäßig Unterricht gab.
Für den Fall es ginge alles gut, stand ich schon auf der Liste für ne freie Box an dem Stall, wo alle meine bekannten Mädels auch mit Ihren Horses standen, aber lt. Auskunft dauerte es noch bis wir dort unter kamen. Der Stall der vorübergehend Bijou´s neue Heimat sein wird, sollte möglichst nah an unserem Wahl-Stall liegen, um den Umzug so einfach wie möglich zu machen. Aber dazu später mehr.
Keine 48 Stunden später, war ich wieder in Dorsten und nun mit meiner Mum, die leider zu der Zeit wo alles begann im Krankenhaus lag und immer nur alles berichtet bekam und mehr und mehr merkte, das es ernst wurde und dass sich ihre kleine Jessi fest entschieden hatte, das durch zu ziehen. Mama war von Ihrer Masse, die die Kleine hatte, beeindruckt und ich natürlich hin und wech…
Wir also, nach unzähligen Streicheleinheiten, wieder zurück auf den Hof um dem Händler mitzuteilen, das wir in der kommenden Woche mit unserem Doc kommen würden um sie zu „tüven“. Allerdings keine Angaben zum Tag und Uhrzeit der Ankunft gemacht.
In diesem Gespräch fragte ich nach, wie lange der Transport von Belgien her sei und was es allgemeines zu sagen gäbe, über Gesamtzustand, Gesundheit usw. Na ja, als er mir sagte, das er nicht mal genau wüsste, wie sie eigentlich heißt und das erstmal in ihren Papieren nachsehen müsste, wusste ich schnell wo ich gelandet war.
So fuhren wir mit jeder Menge Eindrücke heimwärts.